Aufgrund der Fragen und Reaktionen im privaten und beruflichen Umfeld und auch mal vorkommenden Kommentaren in den Fan-Antworten, bekomme ich mit, dass viele gar keine Vorstellung davon haben, wie viel Arbeit hinter dem Betreiben einer gut geführten Fanpage steckt. Da wird salopp gesagt: Ab und zu Mal ein Bild posten und hin und wieder mal was kommentieren, dass war‘s.
Natürlich kommt es darauf an, was mit der Fanpage erreicht werden soll. Wenn eine Firma Reichweite erzielen möchte, in Interaktion mit den Fans treten möchte, muss sie mit einem gewissen Aufwand rechnen. Dieser Erfahrungsbericht soll einmal genauer beleuchten, wie viel Aufwand tatsächlich hinter einer gut funktionierenden Facebook Fanpage (Link führt zum Buch bei Amazon) steckt.
Aktuell hat die Facebook Fanpage „Wir sind Lübeck“ 8.900 Fans (Stand 29.05.2019). Die Seite betreibe ich seit Juli 2017. Anfangs habe ich so gut wie jeden Tag ein Bild aus Lübeck gepostet. Seit einigen Wochen bin ich dazu übergegangen, montags bis freitags jeweils um 7 Uhr ein Bild aus Lübeck zu posten. Eine 7-Tage-Woche zu betreuen, ist alleine nur schwer zu händeln. Die nachfolgenden Infos soll Anfängern oder Interessenten ein Einblick verschaffen, welche Aufwände sich hinter dem Betreiben einer Fanpage verbergen.
Sie spiegeln meine Erfahrungen im Aufbau einer Facebook Fanpage wider. Ich habe bereits mehrere Fanpages hochgezogen und betreut. Die „Wir sind Lübeck“-Fanpage ist mein Herzensprojekt, hier fließt meine komplette Aufmerksamkeit und Zeit rein, neben der Webseitenbetreuung und deren Aufbau.
Mit einer Fanpage möchte ich meine Reichweite erhöhen und auf mein Business aufmerksam machen. Für „Wir sind Lübeck“ sind das zwei Gruppen. Die eine Gruppe sind die Lübeck-Interessierten, diese machen den größten Anteil der Fans aus. Die andere Gruppe sind Lübecker Unternehmen. An die Lübeck-Interessierten richten sich die täglich geposteten Bilder und die in bisher unregelmäßig geschrieben Abständen Artikel, die auf der Webseite veröffentlicht werden. Die Artikel werden über Facebook geteilt.
Die Lübecker Unternehmer werden bisher nur sporadisch auf die Fanpage, die Webseite und deren Dienstleistungen aufmerksam gemacht. Das hat den Grund, dass mein Hauptaugenmerk darauf lag/liegt, erstmal eine gewisse Reichweite aufzubauen, damit es für Lübecker Unternehmen (Link führt zum Buch bei Amazon) überhaupt erst interessant wird, auf unseren Kanälen beworben zu werden. Mit der jetzigen, monatlichen Reichweite von über 84.200 Menschen über alle Kanäle zusammengerechnet ist dies mittlerweile eine ganz passable Reichweite.
Die Entscheidung, welchen Social Media Kanal ich für das Trommeln (auf die Webseite und dessen Dienstleistungen aufmerksam machen) nutzen wollte, fiel mir nicht leicht. Eigentlich ist aufgrund der von mir gemachten Bilder aus Lübeck Instagram ein guter Kanal. Aber Instagram ist weniger textlastig, also suchte ich nach einem Kompromiss und entschied mich für Facebook.
Die Zeit setzt sich aus folgenden Arbeiten zusammen. Die Fototour habe ich auf einen Post (durch 5 (5-Tage Woche) runter gerechnet) da ich nicht jeden Tag eine Fototour durch Lübeck mache. Somit bezieht sich die nachfolgende Auflistung auf einen Post (1 Tag/Post)
Pro Tag/Post knapp 2 Stunden. In der Woche 10 Stunden. Am Wochenende kommen meistens Interaktionen mit den Fans dazu, so dass ich meistens mit einer Stunde auskomme. Das heißt, im Monat kommen hier 44 Stunden zusammen. Dabei ist die Zeit, die ich darauf verwende, Facebook-Kampagnen (Anzeigen) zu schalten und zu betreuen, noch nicht eingerechnet.
Fazit: Die Betreuung der Facebook Fanpage nimmt pro Monat zwischen 40-50 Stunden in Anspruch.
Es ist gar nicht so leicht, sich jeden Tag ein Thema auszudenken. Dazu habe ich auch sehr lange überlegt, was ich machen könnte und – damit verbunden – eine gute Reichweite erzielen könnte. Da ich bereits seit einigen Jahren als Fotograf unterwegs bin, sind Bilder aus Lübeck naheliegend. Circa einmal in der Woche bin ich in Lübeck unterwegs und versuche, die Stadt immer wieder neu in Szene zu setzen. Die Bilder kommen bei den Lübeck-Interessierten sehr gut an. Daraus haben sich auch einige Artikel ergeben, die ich über meine Fototouren geschrieben habe und auf die Webseite gesetzt habe. Diese habe ich wiederum über die Fanpage angeteasert. Eine WinWin-Situation für beide Kanäle.
Facebook hat in den letzten Jahren die Reichweite im organischen Bereich sehr stark eingeschränkt. Das heißt, dass trotz der Fans, die ein Fanpage-Betreiber hat, nicht mit jedem Posting alle diese Fans auch tatsächlich erreicht werden. Es kann also sein, dass jemand Fan meiner „Wir sind Lübeck“-Seite ist, aber nicht jeden meiner Beiträge auch in seiner Timeline angezeigt bekommt. Um dies zu gewährleisten, muss Geld in die Hand genommen werden. Das heißt: Der Beitrag muss mit bezahlten Anzeigen beworben werden.
Natürlich ist die Reichweite auf Facebook von weiteren Faktoren abhängig. Wie zum Beispiel, an welchem Wochentag man posten möchte oder wie oft, von der Tageszeit oder auch von der Beitragsart (Artikel, Bild oder Video). Nachdem ich mir meine Statistiken aufmerksam angesehen habe, ist es am besten, meine Posts in den frühen Morgenstunden abzusetzen, sodass ich den Beitrag für den nächsten Morgen bereits am Vorabend vorplanen kann.
Bei meiner Fanpage habe ich sehr gute Erfahrungen damit gemacht, ein bis zwei Euro pro Beitrag zu investieren. Das heißt, bei circa 20 Post pro Monat kommen 20-40 Euro Werbungskosten dazu. Um die Fanbase weiter auszubauen, habe ich verschiedene Videos erstellt, die ich über eine fertige Kampagne des Öfteren im Monat anstelle.
Ich lasse diese Kampagne nicht kontinuierlich laufen, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass die Konvertierungsquote nach einigen Tagen (über eine Woche hinweg betrachtet) sinkt. Hier könnte ich zwar nachsteuern, also beispielsweise den Text variieren oder das Video ändern. Um den Arbeitsaufwand aber gering zu halten, stelle ich die Kampagne offline und nach circa einer Woche wieder an.
Die Filter wurden seitens Facebook angepasst, um eine Anzeige einer bestimmten Zielgruppe auszuspielen, diese einzugrenzen oder gar bestimmte Zielgruppen auszugrenzen. Ethnische Filter wurden vor kurzem aus den Filtern entfernt. Über ethnische Filter lässt sich diskutieren, ich fand sie sehr gut, da ich hier krawallmachende Personengruppen ausschließen konnte oder Personen, die nicht Deutsch sprechen, was eine Interaktion über Kommentare von beiden Seiten aus erschwert.
Durch das Löschen dieser Filter muss ich nun manuell aussortieren. Das heißt, dass ich nun mitunter Fans einkaufe, die ich vorher über die Filter ausgeschlossen hätte. Diese nun zu löschen kostet Geld, da ich für jeden Einzelnen gezahlt habe. Dennoch kann ich mich nicht beschweren und bezahle für einen Fan ca. 0,21 Euro. Damit habe ich meine Kampagnen schon sehr gut ausgesteuert.
Vielleicht geht bei einigen jetzt die Alarmglocke an: Wie? Einen Fan kaufen? Dabei gibt es einen entscheidenden Unterschied. Die unseriöse Masche: Kaufe 10.000 Fans für Summe X. Hiervon rate ich ab. Erstens kann Facebook dies mittlerweile rausfinden, dass man einen solchen Fanaufbau betreibt. Und zweitens bringen Dir Fans nichts, die am Ende gar nicht mit Deiner Seite agieren, in Form von Likes, Kommentaren oder dem Teilen Deiner Posts. Sie vergiften Deine Fanbase, und außerdem sieht es komisch aus, wenn Du irgendwann 50.000 Fans hast, aber kaum Likes oder Interaktionen.
Hier zählt ganz klar Qualität statt Quantität. Der seriöse Weg: Fans sukzessive aufzubauen. Das dauert meistens länger, aber durch bezahlte Anzeigen ist es sehr gut möglich, mehr Fans dazu zu gewinnen. Als dritte Option besteht auch der bereits beworbene Post. Hierüber erhalte ich auch oftmals Likes von Personen, die bisher kein Fan waren. Diese lade ich ein Fan der Seite zu werden, und die Konvertierungsquote ist auch sehr gut.
Stand 25.02.2019: Ich bewerbe immer noch ein Video aus der Hansestadt Lübeck. Mit 5 Euro pro Tag, erhalte ich zwischen 20-30 neue Fans pro Tag. In den letzten 7 Tagen habe ich 121 neue Fans dazugewonnen. Die Kosten pro „Gefällt mir“ (ein Fan) liegt bei 0,22 Euro.
Die Betreuung einer Facebook Fanpage kostet Geld. Dabei ist es egal, ob man selbst die Arbeiten durchführt oder dafür abgestelltes Personal bezahlt. Demgegenüber werden die Einnahmen gestellt. Bei „Wir sind Lübeck“ ist das bisher Werbung in Form von sogenannten Affiliate-Links und Dienstleistungen in Form von Online-Marketing-Aktivitäten gegenüber Lübecker Unternehmen.
Mit einem Standardsatz von 65 Euro gerechnet sind das monatlich bei 40-50 Arbeitsstunden im Durchschnitt 2.925 Euro.
Im Bereich der Werbungskosten sind es 40 Euro für Beitragsbewerbung, die über meine Fanpage sehr gut funktioniert und 56 Euro für Anzeigen, die zwei Wochen lang geschaltet werden.
Circa 50 Euro pro Monat generiert die Webseite monatlich durch Werbung. Dazu werden Online Marketing Dienstleistungen gegenüber Lübecker Unternehmen durchgeführt, die derzeit bei circa 400 Euro monatlich liegen.
Auf Werbemärkten ist der Tausend-Kontakt-Preis (tkp) eine betriebswirtschaftliche Kennzahl. Diese Kennzahlen (tkp) gibt an, welche Kosten entstehen, wenn man 1.000 mögliche Kunden mit einer Werbung erreichen möchte. Um die Kosten auszurechnen, wie viel 1.000 Sichtkontakte kosten, könnte man einen Standardwert von 10 Euro einsetzen. Nehmen wir ein realistisches Beispiel von den letzten Posts, die ich gemacht habe, und ziehen deren Reichweite von 7.000 Fans pro Post heran. Berechnung: 7.000 / 1.000 x 10 Euro = 70 Euro. Damit könnte ich einem Unternehmen pro Monat 70 Euro für einen Werbeplatz auf meiner Fanpage berechnen.
Man muss kein Rechenkünstler sein, um hier eine starke Diskrepanz zwischen den Ausgaben und den Einnahmen festzustellen. Ausgaben: 3.021 Euro. Einnahmen 450 Euro. Bleibt ein Minus von 2.571 Euro. Fürs Erste wäre es mein Ziel, dieses Verhältnis ins Gleichgewicht zu bringen, bevor ich über Ausgaben darüber hinaus plane. Wie beiläufig erwähnt, wollte ich erstmal eine Reichweite erzielen, die mit insgesamt 84.200 Menschen pro Monat jetzt erreicht ist.
Die Reichweite ist so gut, dass sie sich vermarkten/verkaufen lässt, in Form von ausgespielter Werbung seitens Dritter. Hört sich unromantisch an, aber eine Fanpage ist für mich kein Hobby, sondern Arbeit. Und Arbeit muss für mich auch vergütet werden. In den vergangen Monaten habe ich die Weichen dafür gestellt. Nun geht es darum, ob sich daraus der Gewinn erzielen lässt, den ich mir vorgestellt habe.
Fazit: Präsenz bedeutet viel Arbeit und Zeit. Bring Geduld mit, der Aufbau einer Facebook Fanbase kann einige Monate bis Jahre dauern. Überlege Dir also im Vorwege, ob Du diesen Weg für Dich einschlagen möchtest und ob Du die nötigen Kapazitäten und Kosten dafür aufbringen möchtest. Facebook ist kein reiner Werbekanal, damit würdest Du Deine Fans nur vergraulen. Du kannst diese Werbung ab und an dezent unterbringen, aber nicht bei jedem Deiner Posts. Einer der Hauptgründe, warum Facebook-Marketing (Link führt zum Buch bei Amazon) Aktivitäten von Unternehmen scheitern, ist, dass es keine vorab definierte Strategie gab.